Yoga & Extremsport: Welche Yoga sind gut für die Balance zum Ausdauersport bzw. Kitesurfen

Balance, Fokus und Resilienz

Als professionelle Windsurferin und Yogalehrerin habe ich am eigenen Körper erfahren, wie essenziell Yoga als Ergänzungstraining für Wassersportler wie Wind- und Kitesurfer oder Wellenreiter ist. Diese Sportarten fordern den Körper auf extreme Weise.  Die Körperhaltung ist oft geprägt von gebeugten Gelenken, einer starken isometrischen Anspannung und einem intensiven Fokus auf Balance und Reaktionsfähigkeit. Yoga kann hier als wertvolle Ergänzung dienen, um muskuläre Dysbalancen auszugleichen, die Atmung bewusster zu steuern, mentale Klarheit zu fördern und Stressresistenz zu stärken. Gleichzeitig erfordern sie mentale Klarheit, Präsenz und innere Ruhe, um unter anspruchsvollen Bedingungen souverän zu bleiben.

Simone Bartmann beim Kite Surfen in Boracay

1. Körperhaltung: Ausgleich zur Flexion und statischer Anspannung

Beim Windsurfen und Kiten befinden sich viele Gelenke – insbesondere Knie, Hüfte und Schultern – überwiegend in Flexion. Die Muskulatur arbeitet häufig statisch, vor allem in den Beinen und im Rumpf, um Stabilität gegen Wind und Wellen zu gewährleisten. Dadurch entstehen oft Verkürzungen in der Hüftbeugemuskulatur und eine erhöhte Spannung im unteren Rücken.

Yoga hilft:

  • Durch sanfte Rückbeugen (z. B. Kobra, Schulterrücke) werden Hüfte und Brust geöffnet

  • Drehhaltungen (z. B. halber Drehsitz) mobilisieren die Wirbelsäule und verbessern die
    Rotationsfähigkeit, die für kraftvolle Turns essenziell sind.

  • Dehnübungen für die hintere Oberschenkelmuskulatur (z. B. Vorbeuge, herabschauender Hund) gleichen die häufige Beinflexion aus und beugen Verkürzungen vor.

Yoga Übung zur Stärkung der Kraft

2. Atmung & Ausdauersport: Wie Yoga dir helfen kann.

Surfer und Kiter erleben oft Situationen, in denen sie die Luft anhalten – sei es beim Duck-Dive unter eine Welle, beim Absprung für einen Trick oder in brenzligen Momenten, in denen sie auf den richtigen Moment warten müssen. Dies kann zu einer unbewusst angespannten Atmung führen, was langfristig Stress erhöht und die Leistung mindert.

Yoga hilft:

  • Pranayama-Techniken (z. B. Ujjayi-Atmung) trainieren eine tiefe, bewusste Atmung, die das Nervensystem beruhigt.

  • Längere Ausatmung (z. B. 2-8-4 Ratio) verbessert die Fähigkeit, ruhig zu bleiben, selbst wenn man kurzzeitig ohne Luft auskommen muss.

  • Apnoe-Training mit Yoga-Elementen  Eine bewusste Atemführung in Asanas stärkt die Fähigkeit, auch in anspruchsvollen sportlichen Momenten die Atmung fließen zu lassen.

Bewusste Atmung bedeutet nicht nur mehr Sauerstoff für den Körper, sondern auch eine unmittelbare Verbindung zwischen Geist und Bewegung – entscheidend für Flow-Zustände auf dem Wasser.


3. Fokus: Mentale Klarheit für gewagte Manöver beim Surfen

Beim Windsurfen oder Kiten geht es oft um Millisekunden, in denen eine schnelle, präzise Entscheidung getroffen werden muss – sei es bei radikalen Turns auf einer Welle, ein Kite-Looploop oder einem riskanten Manöver im Wettkampf. Ablenkung oder mentale Unruhe können hier fatale Fehler bedeuten.

Yoga hilft:

  • Durch Meditation und Achtsamkeitstraining wird die Fähigkeit gestärkt, im Moment zu bleiben und impulsive Reaktionen zu kontrollieren.

  • Die Praxis von Drishti (Blickfokus) in Asanas hilft, sich nicht von äußeren Faktoren ablenken zu lassen.

  • Regelmäßiges Üben von Flow-Sequenzen fördert die Fähigkeit, sich auf Bewegungsabläufe einzulassen und im Flow-Zustand zu bleiben.


4. Präsenz: In der Welle sein, nicht gegen sie

Wer eine Welle abreiten will, muss vollständig präsent sein – jede Sekunde zählt, und ein falscher Fokus kann die Linie zerstören. Surfer sprechen oft von einem meditativen Zustand, in dem sie eins mit der Welle werden.

Yoga hilft:

  • Bewusstseinsübungen für den Körper (Body Scan, Yoga Nidra) helfen, ein besseres Gefühl für den eigenen Schwerpunkt und die Bewegungsabläufe auf dem Brett zu entwickeln.

  • Fließende Bewegungen (z. B. Vinyasa-Yoga) simulieren das harmonische Spiel mit den Kräften des Ozeans.

  • Reaktionsfähigkeit steigern: Die verbesserte Körperwahrnehmung durch Yoga bedeutet, dass man schneller auf Veränderungen reagieren kann – sei es eine plötzliche Windböe oder eine sich unerwartet brechende Welle.


5. Gute Nerven: Wettkämpfe und Gefahrensituationen meistern

Ob in der Wettkampfsituation oder bei einem heftigen Wipeout – Surfer und Kiter müssen mental stark sein. Panik oder Nervosität können fatale Folgen haben, während ein klarer Kopf oft den entscheidenden Unterschied macht.

Yoga hilft:

  • Atemtechniken zur Stressbewältigung reduzieren die Ausschüttung von Stresshormonen.

  • Meditation und Achtsamkeit verbessern die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren.

  • Resilienztraining durch Halteübungen (z. B. lange gehaltene Asanas) stärkt die Fähigkeit, unangenehme Zustände auszuhalten – ähnlich wie in einer kritischen Situation auf dem Wasser.



6. Misserfolg mit Dankbarkeit annehmen

Gerade im Extremsport gibt es Tage, an denen nichts funktioniert – der Wind ist unberechenbar, die Wellen brechen ungünstig oder der Körper spielt nicht mit. Doch statt sich zu frustrieren, kann man diese Momente als Lehrmeister sehen.

  • Yoga lehrt Demut: Die Praxis erinnert uns daran, dass alles vergänglich ist – auch ein schlechter Tag auf dem Wasser.

  • Dankbarkeit kultivieren: Meditation hilft, Misserfolge nicht als Scheitern, sondern als Lernprozess zu betrachten.

Fazit: Yoga bietet für Wind- und Kitesurfer sowie Wellenreiter eine optimale Ergänzung, um sowohl körperlich als auch mental ausgeglichener und leistungsfähiger zu sein. Durch gezielte Asanas zur Öffnung und Kräftigung, bewusste Atemtechniken und mentales Training können Surfer ihre Performance verbessern, Verletzungen vorbeugen und ihre Verbindung mit dem Wasser vertiefen.

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Vinyasa Yoga: Bedeutung, Herkunft und moderne Praxis

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